Wohl jeder mag den Duft von Holzkohle, diese spezielle Mischung aus Gewürzen, Verbranntem, wobei dies sowohl Fleisch als auch Gemüse sein kann, das über dem Gartengrill geschwenkt wird. Dieses Vergnügen ist im Grunde ein archaisches, denn schon unsere Urahnen haben es sich um das Feuer herum sitzend gemütlich gemacht. Nun sehen die heutigen Gartengrills natürlich viel smarter aus als die Sammlungen von Steinen und Zweigen vergangener Tage, aber das Grundprinzip ist gleich geblieben. Ein Gartengrill bedient zwei wesentliche Funktionen: Der Gartengrill dient als Versammlungsort außerhalb des Hauses, man kommt um ihn herum zusammen, tauscht sich aus, während nebenher aus Rohem etwas Gegrilltes wird.
Der Gartengrill ist aber außerdem ein Tummel- und Imponierplatz für die Herren der Schöpfung. Wer am Gartengrill die Zange schwenkt, ist irgendwie der Alpha Mann; und wer wäre das nicht gerne? Auch kann man zeigen, dass man sich vor gar nichts fürchtet, auch nicht vor fliegender Asche oder Funken. Ein letzter Platz, an dem auch ein Buchhalter noch den Mutigen, den Verwegenen geben kann. Die Damen finden am Gartengrill aber auch ihre spezielle Domäne. Sie halten zwar etwas Abstand zum Geschehen, sind aber eifrig damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass alle immer genug auf den Tellern haben, dass niemand verhungert.
Der Gartengrill kann aber auch, gerade zu vorgerückter Stunde, ein Platz für teilweise sehr intime Geständnisse sein. Manche Liebe ist schon am Gartengrill entstanden, nach dem Genuss von ausreichend Wein und eben einem milde stimmenden Essen. Der Gartengrill, um den sich alle versammeln, hat also eine vielfältige soziale Funktion, die man bei einem „normalen“ gesitteten Essen am Tisch wohl nie erzielen wird. Oft greifen nach dem Essen sogar noch andere alte Rituale, die leicht verstimme Gitarre wird heraus geholt und das gute alte „blowing in the wind“ angestimmt. Man fühlt sich wieder so jung, wie man war, als man in Portugal auf der Inter-Rail Tour an einem Feuer die Lambrusco Flasche kreisen ließ.